Augmented Reality im Supplier Management: Schnelle Prüfung durch das digitale Fernglas

Verantwortlicher Redakteur:in: Rainer Trummer 5 min Lesedauer

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Bei LAPP, Anbieter von Kabel- und Verbindungstechnologie, kommt in der Produktion und im Supply Chain Management immer häufiger die Augmented Reality (AR)-Technologie zum Einsatz.

(Quelle: U.I. Lapp GmbH)

In Zeiten, in denen Mitarbeitende vor allem von zuhause aus arbeiten mussten und Dienstreisen kaum noch möglich waren, haben viele Unternehmen aus der Not heraus ihre digitalen Prozesse mit Hochdruck vorangetrieben. Dieser Digitalisierungs-Schub hat die Arbeitswelt bis heute stark verändert und neue Möglichkeiten eröffnet. Bei LAPP beispielsweise kommt jetzt in der Produktion als auch im Supply Chain Management immer öfter die Augmented Reality (AR)-Technologie zum Einsatz – mit großem Erfolg.

Augmented Reality schafft viele neue Möglichkeiten. Auch bei LAPP lassen sich damit viele Arbeits- und Abstimmungsprozesse leichter machen. „Für uns ist Augmented Reality ein wichtiges Hilfsmittel, um vor Ort zu sein, ohne tatsächlich körperlich vor Ort zu sein“, sagt Markus Liller, Leiter Supplier Management bei der U.I. Lapp GmbH

Gerade bei der Auswahl von geeigneten Lieferanten nutzt LAPP Augmented Reality immer häufiger. In der Pandemie fing alles an. Der Besuch von potenziellen Lieferanten und Überprüfungen von bestehenden Lieferanten war damals kaum mehr möglich, weil Reisen untersagt waren oder mit immens hohem Aufwand verbunden waren. Das Team vom Supplier Management konnte damit seinen Job nicht mehr vollends ausüben. Vor-Ort-Begehungen waren nicht mehr machbar.

„Für uns ist Augmented Reality ein wichtiges Hilfsmittel, um vor Ort zu sein,
ohne tatsächlich körperlich vor Ort zu sein.

Markus Liller, Leiter Supplier Management bei der U.I. Lapp GmbH

Lieferantenauswahl: Alternative zur Vor-Ort-Begehung

Auf Initiative von Einkaufsleiter Peter Halbauer hat man unter der Projektleitung von Markus Liller nach alternativen Technologien gesucht, um wenigstens eine digitale Qualitätssicherung zu ermöglichen. Als neuer Partner hat man hierfür der italienische Softwareanbieter OverIT mit seiner cloud-basierten Software „Space1“ gefunden. Mit einer geliehenen vorkonfektionierten Augmented Reality-Brille fing alles an. Heute hat LAPP mit „OverIT“ einen mehrjährigen Vertrag mit Lizenzen für die ganze Lapp Gruppe weltweit geschlossen und an den vielen Produktions- und Vertriebsstandorten kommen die Augmented Reality Brillen immer öfter zum Einsatz.

„Rein theoretisch könnte zwar auch das Smartphone mit der AR-Software genutzt werden, aber durch die AR-Brille hat jeder seine Hände frei und kann so Instruktionen besser folgen“, so Liller.

Die Augmented Reality-Brille funktioniert quasi wie ein megastarkes digitales Fernglas, womit man über hunderte oder tausende von Kilometern Entfernung auf die genauen Buchtitel eines Wohnzimmerregals sehen kann -- wo auch immer auf der Welt. Dafür braucht man lediglich ein Laptop mit entsprechender Software und eine Person, die sich in diesem weit entfernten Wohnzimmer befindet und die gerade mit der entsprechend konfigurierten AR-Brille auf dem Kopf auf das Bücherregal blickt. Die Person am Laptop kann dem AR-Brillenträger dann genau sagen oder auch mit digitalen Zeichen am Laptop mitteilen, welches Buch aus dem Regal zu ziehen und welche Seite im Buch aufzuschlagen ist.

Wie ein digitales Fernglas

Genauso funktioniert es auch in der Fabrik. Der „Spezialist“ sitzt am Laptop und sieht genau, was der AR-Brillenträger gerade sieht. Er kann mit dieser Person sprechen und ihr genau sagen, was gezeigt werden soll. Wenn es sprachliche Barrieren gibt, sind auch Symbole möglich. Den Pfeil oder Kreis auf dem Laptop sieht auch der Brillenträger vor Ort und kann entsprechend handeln.

Sehr hilfreich ist die AR-Technologie im Supplier Management. Dort geht es nicht nur um Produktionsstandards, sondern auch um die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz nach dem neuen deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Das Supplier Management-Team am Firmenstammsitz von LAPP in Deutschland, schickte beispielsweise zur Überprüfung eines potenziellen Lieferanten aus Indien eine vorkonfigurierte Augmented Reality-Brille dem Lieferanten zu. Somit konnte dieser dann durch sein Werk gehen. Der Termin war sehr kurzfristig angesetzt, da hier der besondere Fokus auf die Einhaltung von Arbeitssicherheits-Maßnahmen bestand.

Am „anderen Ende“ saß in Deutschland ein Mitarbeiter aus dem Supplier Management vor seinem Laptop und sah genau das, was der andere mit seiner Brille sah. Er konnte mündlich oder auch digital mit Zeichen genau vorgeben, welche Bereiche in der dortigen Produktion gezeigt werden sollten. Gleichzeitig konnte er die entsprechenden Bilder und Videos abspeichern, um die Prüfung zu dokumentieren. Fazit: Der Kabelhersteller hat das Audit bestanden und konnte als neuer Lieferant bei LAPP aufgenommen werden.

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Einsatz von Augmented Reality in der Produktion

Aber auch in der Produktion kann die AR-Technologie schnelle Hilfe leisten. So galt es kürzlich, eine große Maschine aus China zur Erweiterung der Produktionskapazität innerhalb kürzester Zeit aufzubauen. Da noch Reiseverbot herrschte, unterstützte der chinesische Hersteller den Aufbau. Alle Schritte wurden über die AR-Brille vor Ort auf ein Laptop des Unternehmens übertragen, dass dann die nächsten Aufbau-Schritte mitteilen konnte.

Auch bei einem ungeplanten nächtlichen Ausfall einer Maschine half die AR-Technologie. Der Maschinenbediener alarmierte einen Experten, der nicht vor Ort war. Mit Hilfe der AR-Brille konnte der Experte trotzdem einen genauen Blick auf die Maschine werfen und dem Bediener genaue Anleitungen geben, um die Produktion wieder zu starten. Die AR-Software bietet noch zahlreiche weitere Möglichkeiten. Denn sie kann auch zusätzliche Informationen wie Wartungsanweisungen, Zeichnungen oder Fehlerdiagnosen anzeigen, um den Brillenträger zu unterstützen. Vor allem bei Fehlerbehebungen ist das sehr hilfreich. „In der AR-Technologie steckt noch viel Potenzial. Wir bei LAPP werden die Nutzung sicher weiter ausbauen“, betont Liller.

LAPP mit Sitz in Stuttgart ist Anbieter von integrierten Lösungen und Markenprodukten im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie. Zum Portfolio des Unternehmens gehören Kabel und hochflexible Leitungen, Industriesteckverbinder und Verschraubungstechnik, kundenindividuelle Konfektionslösungen, Automatisierungstechnik und Robotiklösungen für die intelligente Fabrik von morgen und technisches Zubehör. Der Kernmarkt des Unternehmens ist der Maschinen- und Anlagenbau. Weitere wichtige Absatzmärkte sind die Lebensmittelindustrie, die Logistik, der Energiesektor und die Mobilität. Das Unternehmen wurde 1959 gegründet und befindet sich bis heute vollständig in Familienbesitz. Im Geschäftsjahr 2021/22 erwirtschaftete es einen konsolidierten Umsatz von 1'864 Millionen Euro. LAPP beschäftigt weltweit rund 5'055 Mitarbeiter, fertigt an 19 internationalen Standorten und verfügt über 41 eigene Vertriebsgesellschaften. Zudem kooperiert LAPP mit rund 100 Auslandsvertretungen.

Weitere Informationen: https://www.lapp.com/de/

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