16.11.2011 – Kategorie: IT, Kommunikation, Technik
Forschungsprojekt: Digitalisierte Kunst — Lehmbruck und Scherer in 3D
Im Rahmen des Forschungsprojekts „OrcaM“ werden am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) neuartige Verfahren zur dreidimensionalen Erfassung von Objekten entwickelt. An Werken von Wilhelm Lehmbruck und Hermann Scherer zeigt sich nun das Potential dieser Technologie für die Kunstwelt. Von den ersten Ergebnissen sind Wissenschaftler und Kunstkenner gleichermaßen begeistert.
Im Projekt „OrcaM“ (Orbital Camera System) arbeiten DFKI-Wissenschaftler des Forschungsbereichs „Erweiterte Realität“ und Ingenieure der NEK GmbH (Nachhaltige Energiesysteme und Anlagenbau Kaiserslautern) an einem Hard- und Softwaresystem zur automatisierten, dreidimensionalen Rekonstruktion von realen Objekten. In einer Kooperation mit dem Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern wurden nun erstmals reale Kunstgegenstände dem Scanverfahren unterzogen. Erfasst wurden Wilhelm Lehmbrucks Bronzeskulptur „Weiblicher Torso“ (1918, 67 x 40 x 25 cm, Bronze) und Hermann Scherers „Das kleine Mädchen“ (1924/25, 76 x 38 x 40,5 cm, Arve).
Dabei zeigen sich die Arbeiten der international bebedeutenden Künstler des 20. Jahrhunderts auch für die Forschungsarbeit wertvoll: „Mit OrcaM lassen sich hochpräzise Daten zu Farbe und Textur des Objektes sammeln. Es entsteht eine nahezu natürliche 3D-Rekonstruktion des Objektes, die in der Summe der einzelnen Rekonstruktionsmerkmale bislang unerreicht ist. Die ausgewählten Werke stellen dabei Anforderungen an das System, die dem späteren Anwendungsfeld entsprechen“ so Prof. Dr. Didier Stricker, Leiter des Forschungsbereiches Erweiterte Realität am DFKI.
Objekterfassung mit OrcaM
Die Rekonstruktionen erlauben insbesondere eine nachträgliche Beleuchtung, welche eine nahtlose Einbettung der Objekte in digitale Medien möglich macht. Derartig hochwertige Digitalisierungen sind in vielen Bereichen von großem Interesse: zur Einrichtung virtueller Museen, zum Erstellen von Objektrepositorien für digitale Welten (Computerspiele, Serious Games, SecondLife), Internetanwendungen (Shops, Kataloge, Auktionen) oder zur Überführung eines in Handarbeit erstellten Modells in eine digitale verarbeitbare Repräsentation (Reverse Engineering).
Dr. Annette Reich vom Museum Pfalzgalerie sieht in der Technologie auch eine Bereicherung der Museumsarbeit: „Es eröffnet sich die Möglichkeit, Museumsstücke als wertvolle Kulturgüter dreidimensional und photorealistisch zu dokumentieren. Zudem lässt sich das gewonnene Datenmaterial im Museumsalltag in den unterschiedlichen Medien nutzen. Kunstgegenstände lassen sich auf 3D-Monitoren oder in virtuellen Welten präsentieren und vom Besucher interaktiv wahrnehmen. Hierbei zeigen sich völlig neue Perspektiven und bislang verborgene Details“. Die ersten Ergebnisse sind so sehenswert, dass sie am 27. November 2011 im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern öffentlich vorgestellt werden. Prof. Dr. Didier Stricker und Dr. Gerd Reis präsentieren das Forschungsprojekt und diskutieren mit Dr. Annette Reich und den Museumsbesuchern im Rahmen der Veranstaltungsreihe „KUNST(früh)STÜCK“ über die Potentiale innovativer Technologien im Kunstbereich.
Da das öffentliche Besucherkontingent für den 27.11.2011 bereits ausverkauft ist, findet zudem ein Zusatztermin am 04.12.2011 statt.
Bild: Hermann Scherer, „Das kleine Mädchen“ (1924/25), Originalaufnahme (links) und 3D-Rekonstrukion mit OrcaM (rechts). Quelle: DFKI.
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