Wissenschaftler der University of New South Wales UNSW in Sydney haben vor einiger Zeit eine VR-Lösung entwickelt, die es ermöglicht, virtuell die Landschaft menschlicher Zellen zu erkunden. Nun können sogar mehrere Anwender mit diesem 3D-Tool gleichzeitig einen Blick ins Innere Zelle werfen. Dies hilft, die Interaktion zwischen den Anwendern und ihrem Untersuchungsgegenstand zu verbessern und zu analysieren, wo und wie Medikamente gegen Krebs wirkungsvoll angreifen können.
John McGhee, Associate Professor Art & Design an der UNSW, arbeitet in der zweiten Phase des Projekts „Journey to the Centre of the Cell“ mit Professorin Maria Kavallaris, Medicine and Children’s Cancer Institute der UNSW zusammen. Die Initiative kombiniert Daten aus der Wissenschaft, mikroskopische Bildgebung und Animation, um eine virtuelle Welt aus Zellen und Blutgefäßen zu erschaffen, die sich via Headset betrachten lässt.
Für McGhee kann VR viel mehr, als nur Produkte verkaufen helfen und Superhelden verkörpern. Die Gaming-Technologie könne man zum Nutzen von Patienten und Fachpersonal einsetzen. Die innere Funktion des Körper gehe oft in den Daten der Spezialisten unter, und da könne eine entsprechende Lösung den Prozess demokratisieren.
Bislang hat sich die Forschungsarbeit von McGhee auf den Einsatz eines einzigen Headsets mit einer Person beschränkt, die sich durch die visualisierten Daten bewegt. Aber die neue Lösung verheißt mehreren Anwendern überall auf der Welt, in der „Landschaft“ der Zelle gleichzeitig umherlaufen zu können. Mehrere Nutzer können gleichzeitig eingeloggt sein und bekommen dieselben Daten zu Gesicht.
McGhee und Kavallaris wollen den Forschern die Funktion der Zellen und die Art und Weise, wie Krebszellen Medikamente aufnehmen, nahebringen. „Wir wollen ein Medikament beim Eintritt in die Zelle verfolgen, so dass wir das Ziel einer Chemo- oder Radiotherapie markieren und das Medikament präziser einsetzen können“, sagt McGhee.
Tumorzellen in 3D zu beobachten könne den Wissenschaftlern zeigen, was passiere, wenn sich die Zelle in Echtzeit bewege, eine Information, die beim Blick auf die Ausbreitung von Krebs genutzt werden könne, so Kavallaris. Die Lösung solle Wissenschaftlern helfen, besser zu verstehen, was bei einem Eingriff in einen Entwicklungsprozess und beim Einsatz bestimmter Medikamente auf welche Weise vor sich gehe. Und schließlich könne sie ein Werkzeug sein, Patienten und ihre Eltern über verschiedene Krebstypen und Behandlungsstrategien aufzuklären.
Die Lösung wird bereits mit Studenten an der Monash University erprobt, die sich mit der Dosierung von Krebsmedikamenten befassen. Damit hat man prüfen wollen, ob sie das Verständnis der Prozesse verbessern hilft. Die nun vorliegenden Daten sprechen für eine vergleichsweise deutliche Verbesserung der Prüfungsergebnisse, wenn sich die Studenten mit Headset in die virtuelle Welt begeben.
Video: https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=hM7JIlAW29c
Bild oben: Professor Maria Kavallaris und Associate Professor John McGhee mit VR-Technologie zur Erforschung menschlicher Zellen. Photo: Quentin Jones