Mit Virtual Reality-Verfahren und Interaktivität lassen sich medizinische Aufnahmen am Bildschirm zum Leben erwecken. Radiologen können sich ein genaues Bild von der inneren Anatomie des Patienten machen. Das hilft Ärzten, komplexe Behandlungen wie die eines Aneurysmas vorzubereiten und individuell anzupassen.
Die Forschungsergebnisse wurden am Society of Interventional Radiology’s 2018 Annual Scientific Meeting präsentiert. Zlatko Devcic, M. D., tätig in der interventionellen Radiologie an der Stanford University School of Medicine und Coautor der Studie, sagt: „Die Behandlung eines Aneurysmas der Milzarterie kann wegen seiner komplizierten Natur und den anatomischen Variationen von Patient zu Patient sehr schwierig sein. Diese neue Plattform ermöglicht es Ihnen, die arterielle Anatomie eines Patienten nun in einem dreidimensionalen Bild zu betrachten, als ob es direkt vor Ihnen stünde. Das könnte den interventionellen Radiologen dabei helfen, die für ein Gelingen des Eingriffs erforderlichen Apparaturen und Werkzeuge schneller und gründlicher einzuplanen.“
Die VR-Lösung verwandelt die vor dem Eingriff gemachten CT-Scans in 3D-Bilder. In diesen Bildern können sich die Radiologen virtuell bewegen, während sie ein VR-Headset tragen. Durch die Manipulation zweidimensionaler Bilderr in einem dreidimensionalen Raum liefert die virtuelle Realität einen Einblick in die Organe und das Gewebe des Patienten, der bislang außerhalb des menschlichen Körpers nicht möglich war. Im Ergebnis erhält der Chirurg über einen tieferen und intuitiveren Zugang zu den räumlichen Verhältnissen, etwa zwischen dem Aneurysma und den es umgebenden Arterien.
In der Studie evaluierten drei Radiologen unabhängig 17 Aneurysmen der Milzarterie an 14 Patienten, sowohl mit VR als auch der herkömmlichen Vorgehensweise. Die Wissenschaftler beurteilten bei jeder Methode, wie genau die Radiologen die mit dem Aneurysma verbundenen zuführenden und abführenden Arterien identifizieren konnten. Die Radiologen haben andererseits beim Einsatz von VR im Vergleich zur Standardmethode auf einer vierstufigen Skala festhalten können, wie sich ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten verbessert.
Es stellte sich heraus, dass die Genauigkeit bei beiden Verfahren ähnlich ausfiel, während sich das Selbstvertrauen mit VR erheblich verbesserte. 93 Prozent der Teilnehmer, die sich der VR-Methode bedienten, zeigten ein höheres Vertrauen in ihre Fähigkeiten (mindesten 3 Punkte auf der Skala).
„Die prä-operative Planung ist möglicherweise der wichtigste Schritt für eine erfolgreiche Behandlung des Patienten. Daher kann der Wert der VR gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagt Devcic. „Diese Technologie eröffnet uns eine gänzlich neue Möglichkeit, die Struktur zu betrachten und das Konzept für die Behandlung des Patienten sicher zu planen.“
Die Wissenschaftler hoffen, dass zukünftige Studien herausfinden helfen, ob dieses Verfahren letztlich die für eine Behandlung notwendige Zeit reduzieren kann und im Ergebnis auch die Belastung durch Strahlen und Kontrastmittel.
Abstract: Augmented virtual reality assisted treatment planning for splenic artery aneurysms: A pilot study. Z. Devcic; I. Idakoji; A. Kesselman; R. Shah; M. AbdelRazek; N. Kothary; Stanford University Medical Center, Stanford, CA. SIR Annual Scientific Meeting, March 17–22, 2018.
Weitere Informationen unter: https://www.sirmeeting.org
Bild: Aneurysma der Milzarterie in der virtuellen Realität. Quelle: Society of Interventional Radiology