16.09.2011 – Kategorie: Kommunikation, Technik
Vergessen Sie die Xbox: Videospiele wohl ohne Einfluss auf kognitive Fähigkeiten
Viele Studien und Berichte in den Medien lassen vermuten, dass Action-Videospiele wie Unreal Tournament eine Reihe kognitiver Fähigkeiten verbessert. Aber in einem Paper, das Walter Boot, Assistant Professor an der Florida State University, kürzlich in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlicht hat, erscheinen entsprechende Thesen in einem anderen Licht.
Gemeinsam mit dem Doktoranden Daniel Blakeley und Daniel Simons von der University of Illinois, legt Boot die seiner Meinung nach fundamentalen methodischen Fehler der Studien offen, die den Nutzern der Videospiele zu zeigen scheinen.
Eine Reihe einflussreicher Studien, die die These von den überlegenen Fähigkeiten der Spieler unterstützen, leiden unter methodologischen Schwachstellen. Viele Studien vergleichen die kognitiven Fähigkeiten von gewohnheitsmäßigen Spielern mit jenen von Nichtspielern mit dem Ergebnis, dass die Spieler überlegen sind. Aber das bedeute nicht notwendigerweise, so Boot und seine Co-Autoren, dass ihre Erfahrungen mit Videospielen zu besserer Wahrnehmung und Kognition führe. Vielmehr könnten sich Personen mit den Eigenschaften erfolgreicher Spieler auch einfach zum Spielen hingezogen fühlen.
Forscher, die kognitive Differenzen zwischen Videospielexperten und -neulingen herausfinden wollen, suchen Studienteilnehmer an den Universitäten oft unter dem Label „Experten“. Schon das, sagt Boot, würde die Teilnehmer wissen lassen, welche Leistung die Forscher von ihnen in herausfordernden, oftmals spiel-ähnlichen kognitiven Tests erwarten. Medienberichte über die herausragenden Fähigkeiten der Gamer verstärkten das Bewusstsein für diese Erwartungen. Selbst Studien, für die Nichtspieler im Umgang mit Videospielen trainiert wurden, wiesen Schwächen auf, etwa in Form von kleinen Vergleichsgruppen, so Boot und seine Co-Autoren.
Boot, der mit Videospielen aufgewachsen ist, sagt, dass ihn die Forschung fasziniert hat, die für sich beanspruchte, verbesserte grundlegende Kennwerte der Aufmerksamkeit von Spielern bewiesen zu haben. Er und seine Forscherkollegen haben dann eigene Studien durchgeführt, um herauszufinden, welche anderen Fähigkeiten durch das Spielen verbessert würden, aber sie waren nicht in der Lage, die in früheren Studien gewonnenen Erkenntnisse zum Nutzen eines Trainings zu reproduzieren.
Bestimmte methodologische Schwächen tauchten immer wieder in den Studien auf, die Boot und Blakely unter die Lupe genommen haben. Die beiden Wissenschaftler haben die Möglichkeiten der Videospiele, perzeptive und kognitive Fähigkeiten zu fördern, nicht grundsätzlich von der Hand gewiesen. Aber bevor man sie für diesen Zweck empfehle, seien weitere Beweise erforderlich.
Teilen Sie die Meldung „Vergessen Sie die Xbox: Videospiele wohl ohne Einfluss auf kognitive Fähigkeiten“ mit Ihren Kontakten: