SAP Engineering Control Center: Die digitale Zukunft im Blick

Verantwortlicher Redakteur:in: Rainer Trummer 5 min Lesedauer

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Im Zuge seiner Digitalisierungsstrategie entschied sich Hirschmann Automotive im Jahr 2018 zur Einführung von SAP Engineering Control Center. Unter Projektleitung von Cenit gelang der globale Rollout und das Onboarding der weltweiten User. Doch hat sich der Aufwand am Ende gelohnt?

(Quelle: Hirschmann Automotive)

SAP Engineering Control Center als Lösung: Allem voran ging die neue technische Anforderung, native Siemens NX Datenformate an OEM-Kunden zu liefern. Bis dato operierte Hirschmann Auto­motive auf Basis von ­Catia V4 und V5 erzeugten CAD-Daten. Diese waren über das Tool CDI/CDI++ bereits seit 2003 an die SAP-Welt angebunden und wurden dort verwaltet. „Dies nahmen wir als Anlass, die digitale Zukunftsfähigkeit unserer Lösungslandschaft anzugehen“, erklärt Alexander Metzler, Systems Engineer bei Hirschmann Automotive.

Als Berater kam Cenit ins Spiel, denn man blickte auf eine bewährte, rund 20-jährige Zusammenarbeit zurück. „Wir setzten auf die digitale Expertise der Cenit und wollten nun bewusst gemeinsam den nächsten Schritt unserer Systeme und digitalen Prozesse gestalten“, so Metzler.

Diese Aspekte standen im Fokus

Gesucht war eine Lösung, die Engineering-Daten nahtlos in SAP PLM integrieren und mit weiteren Business-Daten verknüpfen konnte. Die zweite Anforderung bestand darin, mit der neuen Lösung eine Konsistenz in der Speicherung, Aufbewahrung und Verarbeitung der Daten herstellen zu können – auch „Single Source of Truth“ genannt. „Bislang hatten wir Inkonsistenzen und Redundanzen in den Daten und eine uneinheitliche Qualität der enthaltenen Informationen. Das führte zu vermehrten Abstimmungsschleifen intern und wirkte sich auf die Time-to-Market aus“, erklärt Gernot Peter, Leader Development Process & System Integration bei Hirschmann Automotive. Als dritte Komponente sollte die Lösung das Freigabe- und Änderungsmanagement digital unterstützen und die globale Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten ermöglichen.

Das SAP Engineering Control Center (SAP ECTR) erwies sich im Zuge der Bewertung als eine Lösung, die die Anforderungen von Hirschmann Automotive erfüllte. Kernfunktionalitäten des SAP ECTR, wie übersichtliches Verwalten und Anlegen von Versionen, Freigaben und Änderungen, die klare Darstellung des kompletten Produkts inklusive Daten aus unterschiedlichen Disziplinen sowie die Unterstützung von Funktionen zur unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit, überzeugten.

SAP Engineering Control Center: Stolpersteine von vornherein ausgemerzt

Da die Bereitstellung von nativen NX-Daten für Hirschmann Automotive zu jener Zeit im Fokus stand, führten Cenit und der Zulieferer im Jahr 2019 zunächst das SAP ECTR mit der Integration von Siemens NX ein.

Der Einführungsplan sah vor, direkt im Folgeschritt die Catia Integration im SAP ECTR nachzuziehen und die Folgeprozesse zu definieren. Aufgrund von internen Kapazitätsengpässen mussten die weiteren Vorhaben allerdings pausieren. Das volle Spektrum an Funktionalitäten des SAP ECTR kam zunächst nicht zum Tragen. Ab 2021 nahm das Projekt wieder Fahrt auf: Mit einem Update des SAP ECTR und der Einführung des Visual Enterprise Generators konnte die Engineering-Abteilung 3D-Produktdaten integrativ und automatisiert visualisieren sowie Neutralformate erzeugen.

Waren bei der Ersteinführung von ECTR nur rund 20 User betroffen, so stellte das Folgeprojekt – die weltweite Einführung von ECTR inklusive Catia V5 Integration – einen deutlich größeren Anspruch an alle Beteiligten dar: Es galt, die neue Software-Plattform in allen Werken von Hirschmann Automotive zu implementieren, an die Infrastruktur anzubinden sowie die jeweiligen User entsprechend für die neue Lösung zu schulen. „Der Software-seitige Aspekt ist operativ und kommunikativ wesentlich glatter verlaufen als das Erstprojekt. Wir haben seitens Cenit eine bewährt gute Projektleitung gehabt, aber auch durch die internen Erfahrungen und Lektionen mögliche Stolpersteine von vornherein ausgemerzt“, berichtet Alexander Metzler.

Im Zuge der Einführung wurden auch wesentliche Prozesse mit SAP ECTR harmonisiert – und damit der wirkliche Mehrwert der Lösung hergestellt: „Es ist eine Klassifizierungs-Strategie dazugekommen, die in der Vergangenheit gefehlt hat und die wir mit dem ECTR nun eingeführt haben. Klassische Fälle, wie die Gleichteil-Suche, konnten wir damit effizient lösen“, so Frank Schlichter, SAP PLM Senior Consultant bei Cenit. Zu den weiteren Dimensionen, die fortan klar definiert und prozessual unterlegt waren, gehörte die digitale Definition eines Produkts, die zentrale Datenverwaltung aller produktrelevanten Informationen in SAP (via ECTR) oder auch die Steuerung des Daten- und Informationszugriffs über globale Berechtigungen (IP-Schutz). Durch die Integration von Arbeitsbereichen wie Entwicklung, Qualitätssicherung, Produktion und Logistik sorgte das Team für klar definierte und optimal an das SAP ECTR angebundene Prozesse. Aspekte wie beispielsweise die Informationsweitergabe an die Fertigung laufen nun über eindeutig geregelte, nachverfolgbare und dokumentierte Schritte.

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(SAP ECTR ist Dreh- und Angelpunkt für das Management von Informationen, Daten und Prozessen im Engineering bei Hirschmann Automotive. Bild: Hirschmann Automotive)

Weiteren Mehrwert für Hirschmann Automotive stellte die Anbindung des SAP ECTR an MS Office dar. Durch die Integration der MS Office-Templates gingen die Experten die Herausforderung an, welche zuvor auch im Bereich der CAD-Daten gelöst wurde: Teilweise redundante Dokumente, uneinheitliche Versions-Stände und verteilte Speicherorte. Leitend war auch hier das Prinzip der „Single Source of Truth“.

Das Onboarding der weltweiten User des SAP ECTR war dennoch kein Selbstläufer: Für die Mitarbeitenden der Hirschmann Automotive Standorte in Europa, Marokko, China, Mexiko und den USA stellte die Lösung zu Beginn eine Umstellung dar. „Es war eine wichtige Aufgabe, die notwendige Akzeptanz zu schaffen. Wir mussten die Kollegen überzeugen, dass das, was wir planten, ein Vorteil für sie selbst – aber auch für das gesamte Unternehmen war“, erinnert sich Gernot Peter. Das Projekt-Team blieb aber dran und schaffte klare Onboarding-Akzeptanz.

Nach rund einem Jahr im Produktiv-Modus tritt das Potenzial der neuen Lösungslandschaft bei den Usern deutlich zutage: „Wir hören immer häufiger das Feedback, dass es eine spürbare Arbeitserleichterung gibt“, fasst Frank Schlichter zusammen.

Solide Basis geschaffen

Hat sich der Aufwand gelohnt? Die Antwort der Experten Metzler und Peter lautet ganz klar „Ja“. Metzler: „Mittlerweile haben wir eine solide Basis geschaffen: Wir haben sauber definierte Prozesse, beispielsweise das Änderungsmanagement, wir haben eine Freigabe-Strategie und eine klar belegte Änderungs-Historie.“ Er fährt fort: „Es kommen immer mehr Dokumente ins SAP, beispielsweise Toleranz-Berechnungen, Produkt- und Verarbeitungs-Spezifikationen oder auch Design-Verifikationspläne.“

SAP ECTR dient als intuitiv bedienbare Plattform und zentrales User Interface, das auf digitale Daten aus SAP ECTR zugreift und eine nahtlose Verbindung in die CAD-Landschaft herstellt. Gernot Peter zeigt sich zufrieden: „Im Engineering Bereich ist ECTR unser Dreh- und Angelpunkt. Bei Bedarf können wir jederzeit weitere Dritt-Software in die Architektur integrieren.“

Größeres Augenmerk kommt nun auch dem Thema 3D Master zu – und damit der Realisierung des Digitalen Zwillings eines Produkts. Das 3D-Modell soll durchgängig als führendes Element fungieren – und sämtliche fertigungsrelevante Informationen auf dieser Basis disziplinenübergreifend bereitstellen.

Der Autor Michael Drews ist Senior Account Executive SAP Solutions.

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