Project Office: Produktkosten per Knopfdruck direkt aus dem PLM

Verantwortlicher Redakteur:in: Rainer Trummer 4 min Lesedauer

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Mann+Hummel, Hersteller von Filtersystemen für die Automobilbranche und für industrielle Prozesse, modernisiert und erweitert derzeit im Rahmen einer Digitalisierungsoffensive seine PLM-Landschaft. Das Ziel: Entwicklungsprozesse beschleunigen und Produktkosten frühzeitig abschätzen.

(Quelle: Mann+Hummel)

Project Office als Lösung? Seit mehr als 80 Jahren steht der Name Mann+Hummel für „Leadership in Filtration“. Mit über 22.000 Mitarbeitenden an mehr als 80 Standorten auf sechs Kontinenten entwickelt, fertigt und vertreibt das Unternehmen Filtrations- und Separationslösungen. Die Produkte sorgen in den verschiedenen Anwendungen für saubere Mobilität, saubere Luft und sauberes Wasser: sei es im Auto, am Flughafen oder bei der Herstellung von Lebensmitteln, Elektronik und Pharmazeutika. Mit seinen beiden Geschäftsfeldern Transportation und Life Science & Environment erwirtschaftete Mann+Hummel im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 4,8 Milliarden Euro.

Project Office als perfekte Ergänzung zum PLM

Die Produktentwicklung von Mann+Hummel ist global aufgestellt. Der Transportation-Bereich umfasst etwa 20 Kernstandorte, die sich über Europa, Nord- und Südamerika und Asien verteilen und bei Projekten eng zusammenarbeiten müssen. Zentrale Datendrehscheibe ist dabei das PLM-System CIM Database von Contact Software, das seit über 20 Jahren im Einsatz ist – seit einigen Jahren in Kombination mit Project Office, der Projektmanagement-Lösung von Contact.

Mit seinen Filtrationslösungen leistet Mann+Hummel einen wesentlichen Beitrag zu einer sauberen Umwelt. Das Thema Nachhaltigkeit bietet für das Unternehmen große Potenziale, ist aber gleichzeitig mit einigen Herausforderungen verbunden. „Die Produktlebenszyklen werden immer kürzer. Wenn wir mit Kunden aus der E-Mobilität zusammenarbeiten, liegt zwischen Beauftragung und SOP oft nicht mehr als ein halbes Jahr“, sagt Dennis Pfisterer, der als Director Project Office die Tools und Prozesse in der Produktentwicklung verantwortet. Außerdem sei man bei der Entwicklung von Getriebeölfiltern für E-Achsen oder Befeuchtern für Brennstoffzellen mit ganz neuen Anforderungen konfrontiert, was die Projekte komplexer mache.

Digitale Durchgängigkeit steigern

Aus diesem Grund hat Mann+Hummel die Initiative Design to Cost (D2C) ins Leben gerufen, die Entwicklungsprozesse und die Kalkulation der Produktkosten beschleunigen soll. „Damit wollen wir die Datendurchgängigkeit entlang des kompletten Produktlebenszyklus verbessern“, sagt Pfisterer, der das Projekt leitet. „Wir wollen Daten von bestehenden Produkten und aus der Fertigung effizienter für neue Entwicklungsprojekte nutzen. Unsere Vision ist es, die Produktentwicklung durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) noch weiter zu automatisieren.“

In einem internationalen Benchmark, an dem alle Standorte und Funktionsbereiche beteiligt waren, überzeugte Contact Elements als Basis für D2C, da die Plattform auch die zukünftigen Anforderungen optimal abdeckt. Für die Software sprach zudem ihre Durchgängigkeit. „Da ist nichts dazugekauft, was nicht zusammenpasst“, sagt Pfisterer.

Positiv bewertete Mann+Hummel auch das gute Vertrauensverhältnis und die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Software-Hersteller. Im aktuellen Projekt hat Contact bereits rund 60 Änderungswünsche von Mann+Hummel in den Standard implementiert. „Bei anderen PLM-Anbietern hätten wir deutlich weniger Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten“, führt Pfisterer aus.

Zeitgewinn im Controlling durch Project Office

Nach einer globalen Befragung von Stakeholdern und Management identifizierte Mann+Hummel mehr als 20 Use Cases, die für das D2C-Projekt derzeit umgesetzt werden. Um die Arbeit mit dem bestehenden System effizienter zu gestalten, passte Contact die Software entsprechend an und optimierte die Datenbank im Hintergrund. Dadurch konnte die Performance vor allem beim Zugriff aus Übersee um 70 Prozent gesteigert werden.

Gleichzeitig wechselte Mann+Hummel auf webbasierte Anwendungen, wie etwa den xBOM Manager. Zusammen mit dem Product Costing-Modul stellt er die Kostenkalkulation in frühen Projektphasen auf eine neue Grundlage. Die Anwender tragen Entwicklungsaufwände, Fertigungs- und Einkaufskosten jetzt nicht mehr in separaten Excel-Listen zusammen, sondern erfassen sie in einer Stückliste. Diese wird für die Kostenkalkulation auf Knopfdruck an die Software Facton übergeben. „Das spart dem Controlling bei den Planergebnisrechnungen eine vierstellige Zahl an Arbeitsstunden pro Jahr“, sagt Pfisterer. Außerdem seien die Informationen besser auffindbar und nachvollziehbar.

Mann+Hummel will auch die Kalkulationssoftware aPriori an die PLM-Lösung anbinden, mit der die Konstruktionsabteilungen die Fertigungskosten für ihre Entwürfe grob überschlagen können. Davon verspricht sich das Unternehmen einen schnelleren Angebotsprozess. Die Kalkulation wird dabei aus CIM Database angestoßen und in der Plattform dokumentiert.

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(Mit Contact Elements beschleunigt Mann+Hummel die Entwicklung neuer Produkte. Bild: Mann+Hummel)

Maturity Boards erleichtern den Projektüberblick

Unabhängig vom PLM-Benchmark hat sich Mann+Hummel entschieden, Project Office funktional weiter auszubauen. „Vorteil des integrierten Projektmanagements ist die Datendurchgängigkeit. Außerdem können wir klassisches und agiles Projektmanagement in einem Projekt kombinieren“, sagt Pfisterer. Diese Funktionalität hat Mann+Hummel vor einigen Jahren gemeinsam mit Contact entwickelt.

Das Projektteam hat Project Office um Funktionen für Terminplanung, Aufgabenbearbeitung und Offene-Punkte-Listen erweitert. Ein generisches Template automatisiert die Projektplanerstellung. Davon können später kundenspezifische Templates abgeleitet werden.

Ein Maturity Board gibt den Projektverantwortlichen einen schnellen Überblick über den Stand der Aufgaben. Relevante Dokumente können direkt aufgerufen werden. „Unsere Projektleiter betreuen manchmal einige Dutzend Projekte gleichzeitig. Sie sparen viel Zeit dadurch, dass sie den Projektstatus nicht mehr in zahllosen Excel-Dateien nachvollziehen müssen“, erklärt Dennis Pfisterer. „Außerdem erkennen Auditoren sofort, wie unser Prozess aussieht.“

Bessere Verfügbarkeit der Daten

Im nächsten Schritt will das Projektteam die bestehende Klassifizierung durch Universal Classification ersetzen. Damit können neben den Konstrukteuren auch andere Rollen Klassifikationen mit den für sie relevanten Merkmalen anlegen und untereinander verknüpfen. „Zudem arbeiten wir daran, die Klassifikation durch 3D-Ähnlichkeitssuche oder das Auslesen von Zeichnungsinformationen stärker zu automatisieren“, erläutert Pfisterer.

Dank der bislang umgesetzten Use Cases hat sich die Verfügbarkeit und Qualität der Daten spürbar verbessert. Die PLM-Plattform lasse kaum Wünsche offen, betont Pfisterer: „Ich bin immer wieder fasziniert, wie einfach man damit eine gute Lösung für die unterschiedlichsten Fragestellungen findet.“ Einzig beim Thema „In Tool Learning“ sieht er noch Verbesserungspotential. Die Integration entsprechender Lernhilfen in die Anwendungen würde gerade bei der Gaming-Generation für noch mehr Akzeptanz sorgen. Insgesamt arbeiten bei Mann+Hummel derzeit mehrere tausend Mitarbeitende mit der erweiterten Contact-Lösung.

Der Autor Michael Wendenburg ist freier Journalist.

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