Wasser-Fußabdruck reduzieren: Mit dem richtigen PLM funktioniert es

Verantwortlicher Redakteur:in: Rainer Trummer 4 min Lesedauer

Der Klimawandel erhöht den Druck auf Unternehmen, in Zukunft grüner zu produzieren. Nachhaltigkeit bedeutet aber nicht nur, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und weniger Energie zu verbrauchen. Auch der schonende Umgang mit anderen Ressourcen wird immer wichtiger, denn insbesondere Wasser ist ein zunehmend knappes Gut. Die Industrie ist daher gut beraten, auch den Wasserverbrauch stärker in ihre Nachhaltigkeitsziele einzubeziehen.

(Quelle: Pawel Pajor/AdobeStock)

Wasser-Fußabdruck unter der Lupe: Waldbrände, ausgetrocknete Flüsse, sinkende Grundwasserspiegel und Bewässerungsverbote machen auch in diesem Sommer deutlich, dass Trockenheit und Dürre in Deutschland zunehmen. Das Geoforschungszentrum Potsdam hat ermittelt, dass Deutschland in den vergangenen 20 Jahren durchschnittlich 760 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr verloren hat. Zwar ist die Trinkwasserversorgung gesichert, aber steigende Temperaturen und geringere Niederschläge machen Menschen, Tieren und Pflanzen zu schaffen. Darüber hinaus wirkt sich der zunehmende Wassermangel auch auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen aus.

Intensive Wassernutzung führt zu Verteilungskonflikten

Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland benötigt jährlich mehr als vier Milliarden Kubikmeter Wasser, das sind rund 16 Prozent des gesamten deutschen Wasserbedarfs. Das meiste Wasser wird für die Herstellung chemischer Erzeugnisse benötigt, deutlich weniger Wasser für die Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken, im Maschinen- und Kraftfahrzeugbau oder für Metallerzeugnisse. Die Entnahme aus Flüssen, Seen und Talsperren sowie die Nutzung des Grundwassers ist in den Wassergesetzen der Bundesländer geregelt. Bislang entscheiden die Länder auch über den Preis, den die Industrie für die Entnahme zahlt. Je nach Land schwanken die Preise.

Schon jetzt führt die intensive Nutzung durch die Industrie zu Konflikten, wie das Beispiel Tesla im brandenburgischen Grünheide zeigt. Der E-Auto-Hersteller beantragte für seine Gigafactory die Entnahme von 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Umweltschützer fürchteten um die Trinkwasserversorgung in der ohnehin trockenen Region und klagten. Tesla setzte sich zwar durch, doch Verteilungskämpfe will die Bundesregierung nun mit ihrer nationalen Wasserstrategie entgegenwirken.

Wasser-Fußabdruck: Bundesregierung prüft einheitliche Entnahmepreise für Wasser

Dahinter verbirgt sich ein Aktionsprogramm mit dem Ziel, die Wasserwirtschaft nachhaltig umzugestalten und die Verfügbarkeit von Trinkwasser für künftige Generationen zu sichern. Um einer Übernutzung der vorhandenen Wasserressourcen vorzubeugen, prüft die Bundesregierung derzeit, ob das Wasserentnahmeentgelt in allen Bundesländern vereinheitlicht werden soll. Für Unternehmen, die jährlich viele Millionen Liter Wasser verbrauchen, könnte die Entnahme dadurch deutlich teurer werden. Gleichzeitig will die Regierung durch smarte Tarife Anreize zum Wassersparen schaffen.

Nicht nur Konzerne, sondern auch KMU sind daher gut beraten, das Thema Wassernutzung ganz oben auf ihre Agenda zu setzen und Wasser zu sparen, wo immer es geht. So beschäftigen sich die Automobil-Hersteller neben der Reduzierung der CO2-Emissionen und dem sparsamen Umgang mit Energie seit geraumer Zeit auch mit der kontinuierlichen Reduzierung des Wasserverbrauchs in den Produktionsprozessen.

Wasserrisiken in den globalen Lieferketten erkennen und reduzieren

Deutsche Handelsketten arbeiten daran, die Wasserrisiken in ihren globalen Lieferketten zu verstehen und zu reduzieren. Da sie Waren verkaufen, die häufig im Ausland produziert oder angebaut werden, hängt ihr Erfolg auch von der Verfügbarkeit von Wasserressourcen in ihrer Supply Chain ab. Nach Einschätzung des World Economic Forum zählt das Wasserrisiko seit einigen Jahren zu den fünf größten Wirtschaftsrisiken weltweit. Insbesondere die Gewinnung von Holz, Baumwolle, aber auch der Anbau von Obst und Gemüse oder die Fertigung von Textilien sind häufig mit einem erhöhten Wassereinsatz verbunden. Gleichzeitig herrscht in vielen Anbaugebieten Wasserknappheit und nicht selten ein schlechtes politisches Management.

Ermittlung vom firmeneigenen Wasser-Fußabdruck

Dabei ist es für jedes Unternehmen zunächst wichtig, den eigenen Wasser-Fußabdruck zu ermitteln. Also die Menge an Wasser, die für die Produktion, den Verkauf oder die Wertschöpfungskette eines Produktes benötigt wird. Um den Footprint zu ermitteln, müssen viele Daten erhoben werden. Zwar hat die Mehrheit der Unternehmen inzwischen erkannt, wie wichtig es ist, sich strategisch als nachhaltiges Unternehmen zu positionieren. Eine aktuelle Studie der Produkt-Innovations-Plattform Aras zeigt jedoch, dass fast drei Viertel der Unternehmen (72 Prozent) noch Probleme mit den Nachhaltigkeitsanforderungen haben (siehe Grafik). Bei einem Drittel verhindern schlecht aufbereitete Daten die dringend notwendige Transparenz.

(Nur 28 Prozent der Unternehmen fühlen sich in Sachen Nachhaltigkeit wirklich gut aufgestellt. Bild: Aras)

PLM schafft nötige Übersicht und Ordnung

Ähnlich wie bei der Ermittlung der CO2-Emissionen ist auch beim Wasser-Fußabdruck die Digitalisierung der Hebel zum Erfolg. So ist es wenig effizient und fehleranfällig, die Vielzahl der Daten mit einem Tabellenkalkulationsprogramm auszuwerten. Ein Product Lifecyle Management (PLM) dagegen ist ein Werkzeug, das die nötige Übersicht und Ordnung schafft. So kann ein Monitoring auf Basis der Betriebsdaten dazu beitragen, den Wasserverbrauch und damit die Umweltbelastung in der Produktion zu reduzieren und Optimierungspotenziale zu generieren. Denn ein großer Vorteil des Tools liegt in der Erstellung eines digitalen Zwillings.

Dabei handelt es sich um ein digitales Abbild des realen Systems in dem die einzelnen Komponenten, Dienstleistungen, Anlagen und Prozessketten miteinander verknüpft sind. So bietet der digitale Zwilling die Möglichkeit, verschiedene Optionen virtuell durchzuspielen und Produkte hinsichtlich ihres Energie- und Wasserverbrauchs zu optimieren. Unternehmen entdecken also mithilfe eines PLM-Systems Potenziale, die ihnen mit herkömmlichen Werkzeugen verborgen geblieben wären.

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(Jens Rollenmüller sieht eine steigende Bedeutung im schonenden Umgang mit anderen Ressourcen, denn insbesondere Wasser ist ein zunehmend knappes Gut. Bild: Aras)

Der Autor Dipl.-Ing. Jens Rollenmüller ist Geschäftsführer von Aras Deutschland.

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