Maritimes Simulator-Training: Besser vorbereitet in kritischen Situationen

Verantwortlicher Redakteur:in: Rainer Trummer 6 min Lesedauer

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Eine Virtual Reality Extension von CTRL Reality macht bei Aboa Mare das maritime Training für kritische Situationen noch realistischer, immersiver und effektiver.

(Quelle: Aboa Mare)

Das Simulator-Training und physische Simulatorenbrücken sind seit langem ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung von Seeleuten. Denn sie bieten eine sichere und kontrollierte Umgebung, um elementare Fähigkeiten zu trainieren. Als maritime Akademie, die maritime Bildung von zwei Bildungseinrichtungen integriert, ist Aboa Mare schon lange Betreiber solcher physischen Simulatoren. Mit dem Aufkommen praktischer VR-Lösungen suchte das Unternehmen nach Möglichkeiten, sein Angebot an Trainingszenarien und physischer Simulatorenbrücken virtuell zu erweitern.

Um die erste virtuelle Erweiterung zu erschaffen, arbeiteten die Fachleute von Aboa Mare mit CTRL Reality zusammen, einem erfahrenen Anbieter von XR-Lösungen aus dem finnischen Turku. CTRL Reality entwickelte einen virtuellen Zwilling für den Steuerungsraum eines Kreuzfahrtschiffes, der zur Schulung der Besatzung eingesetzt wird. Mit Abschluss des Projekts haben sie nun das Simulator-Training auf eine neue Ebene gehoben. Denn sie haben als erste eine virtuelle Realitätserweiterung in ihre Simulatorenbrücken integriert.

(Die Anwendung wurde für das VR-Headset HTC Vive Pro entwickelt und läuft auf einem PC, um die bidirektionale Integration mit den Backend-Services des physischen Brückensimulators zu optimieren. Bild: Aboa Mare)

Simulator-Training macht Herausforderungen des Notsteuerns realistisch erlebbar

Durch diese innovative Erweiterung lassen sich neue Kooperationsszenarien in einer Kombination aus physischen und virtuellen Lernumgebungen durchspielen und einüben. Während die Auszubildenden in der virtuellen Realität in realistische Szenarien eintauchen und die Herausforderungen des Notsteuerns hautnah erleben, können sie am physischen Simulator lernen, mit verschiedenen Operatoren auf dem Schiff zusammenzuarbeiten.

Mehrere Jahrzehnte lang hat Aboa Mare seinen Kunden die neuesten Technologien und pädagogischen Lösungen zur Verfügung gestellt. Simulationen erweitert durch Virtual Reality sind das nächste Kapitel auf diesem Weg, und wir sind stolz darauf, unseren Kunden als erste in der Welt diese Möglichkeit zu bieten.

Micael Vuorio, Leiter der Maritime Academy und des Training Centers von Aboa Mare

Als erste virtuelle Erweiterung für die bestehenden physischen Simulator-Anlagen wollte Aboa Mare ein virtuelles Zwillingssystem vom Steuerungsraum des Schiffs erstellen, um Notfallszenarien aus der Perspektive sowohl der Brückenbesatzung am physischen Simulator als auch der virtuellen Bediener des virtuellen Zwillingssystems zu lehren. Das Ziel war es, eine noch immersivere und realistischere Schulungserfahrung zu schaffen. Diese sollte es den Auszubildenden ermöglichen, den Steuerraum des Schiffes virtuell zu betreiben.

Mit Virtual Reality Einschränkungen überwinden

Bisherige Lösungen für das Üben des Notsteuerns in der Realität hatten erhebliche Nachteile, die das Training weniger effektiv machten. Denn die Situation konnte entweder auf offener See oder im Hafen trainiert werden. Das bot den Auszubildenden jedoch keine Herausforderungen. Eine anspruchsvolle Seefahrtsumgebung birgt andererseits inhärente Sicherheitsrisiken für das Personal und das Schiff. Virtual Reality war daher die optimale Lösung, um diese realen Einschränkungen zu überwinden.

CTRL Reality setzte ihr Fachwissen und ihre hauseigenen Tools ein, um die Herausforderung anzugehen und die Trainingsanwendung zur Notsteuerung für Aboa Mare zu entwickeln. Die Anwendung wurde für das VR-Headset HTC Vive Pro entwickelt und läuft auf einem PC, um die bidirektionale Integration mit den Backend-Services des physischen Brückensimulators zu optimieren. Aboa Mare hat speziell für diese Zwecke Schulungseinrichtungen in Turku eingerichtet, die eine permanente und zuverlässige VR-Setup-Installation erforderten. Deshalb war ein beacons-basiertes Tracking-Verfahren die perfekte Wahl.

(CTRL Reality entwickelte einen virtuellen Zwilling für den Steuerungsraum eines Kreuzfahrtschiffes. Bild: Aboa Mare)

Lernumgebung für komplexe Interaktionen

Die VR-Trainingsanwendung entstand wiederum mit CTRL Realitys eigener VR-Trainingsproduktionsplattform, die einen iterativen und benutzerorientierten Entwicklungsprozess ermöglichte. Die Kombination aus Hard- und Softwaretools erlaubte es CTRL Reality, eine visuell realistische virtuelle Lernumgebung und komplexe Interaktionen zu schaffen. Sie bildeten die Herausforderungen im Notsteuern realitätsgetreu nach.

Wir haben eine lange Erfolgsbilanz bei VR-Anwendungen für verschiedene Trainingsszenarien, aber bei diesem Projekt haben wir zum ersten Mal eine Echtzeitverbindung zu einem physischen Simulator implementiert. Diese Umsetzung ist sogar auf globaler Ebene ein neuartiger Ansatz, und wir glauben, dass ähnliche Ansätze auch für andere Branchen von großem Nutzen sein werden.

Teijo Lehtonen, CEO von CTRL Reality Ltd.

In der von CTRL Reality entwickelten virtuellen Umgebung treten die Auszubildenden in einen Steuerungsraum ein. Dort können sie hydraulische Hebel bedienen, um die Ruder des Schiffs zu steuern. Die Anwendung kommuniziert in Echtzeit mit der Simulationssoftware eines Drittanbieters. Somit gewährleistet sie ein synchronisiertes Erlebnis sowohl für die VR-Nutzer als auch für die physische Brückenbesatzung.

Mitarbeiter von Finnlines unter den ersten Anwendern

Während des Schulungsexperiments fungiert ein Auszubildender als Wachoffizier und gibt über eine physische Telefonleitung Anweisungen an den anderen Auszubildenden im virtuellen Steuerraum. Wenn der VR-Nutzer den gegebenen Anweisungen folgt und die Ruderhebel bedient, sendet die Anwendung genaue Steuerbefehle an die Simulationssoftware. Somit ändern sich der Kompass und die Ruderwinkel des Schiffes. Die resultierenden Änderungen sind sowohl in den virtuellen Anzeigen des VR-Raums als auch in den physischen Anzeigen an der Simulatorbrücke direkt sichtbar. Sie beeinflussen auch die virtuelle Meeresansicht, die um die Brückenbesatzung herum projiziert wird. Daher entstehen eine zusammenhängende und realistische Trainingsumgebung.

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"Die VR-Anwendung bietet eine überraschend realistische Szene und Funktion des Steuerraums", beschreibt Carolus Ramsay, Sicherheitsmanager von Finnlines Plc, einem Reedereiunternehmen für Ro-Ro- und Passagierdienste in der Ostsee und der Nordsee. Die Mitarbeiter von Finnlines sind unter den ersten End-User des neuen virtuellen Trainingssimulators und können dadurch ihre Notfallfähigkeiten weiter verbessern.

Benutzerfreundliche und zugängliche Lösung für das Simulator-Training

Ein entscheidender Aspekt des Projekts war es, die Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit für die Auszubildenden zu gewährleisten, selbst für diejenigen ohne vorherige Erfahrung in der virtuellen Realität. CTRL Reality hat den virtuellen Steuerraum sorgfältig gestaltet, um intuitiv und benutzerfreundlich zu sein. Die Anwendung wurde umfangreich mit erfahrenen Seeleuten getestet, die überwiegend positives Feedback gaben und die Realität und Funktionalität der virtuellen Umgebung hervorhoben.

Die realistische und dynamische Umgebung, die durch die virtuelle Realitätserweiterung geboten wird, ermöglicht es den Auszubildenden, die erforderlichen Fähigkeiten und das nötige Selbstvertrauen zu entwickeln, um herausfordernde Szenarien auf See zu bewältigen. Innerhalb des virtuellen Zwillings lassen sich auch stressige und unerwartete Notfälle für die Auszubildenden erschaffen. Somit sind sie in einer Vielzahl von Situationen besser vorbereitet, als dies zuvor möglich war.

Beitrag zu einer kontinuierlichen Sicherheitskultur

Die erfolgreiche Implementierung dieser virtuellen Realitätserweiterung markiert einen bedeutenden Meilenstein im maritimen Training. Die Einführung einer Echtzeitverbindung zwischen einem physischen Simulator und einem VR-Zwilling bietet spannende neue Möglichkeiten. Das gilt sowohl für die globale maritime Ausbildungsbranche als auch für die Verbesserung der Sicherheitsstandards und des Fachwissens professioneller Seeleute von Ozean zu Ozean. Somit verbessert diese innovative Lösung nicht nur die Schulungserfahrung. Sie trägt vielmehr auch zu einer kontinuierlichen Sicherheitskultur in der maritimen Industrie bei. Mit dieser VR-Lernumgebung haben Aboa Mare und CTRL Reality ein leistungsstarkes Werkzeug zur Schulung von Seeleuten in kritischen Situationen geschaffen.

Als eindrucksvolle Demonstration wie Auszubildende ein Notfalltraining auf äußerst immersive und ansprechende Weise durchführen können, zeigt dieses ungewöhnliche Projekt sichtbar die neuen und aufstrebenden Möglichkeiten für zukünftige Anwendungen von virtueller Realität in verschiedenen Branchen auf. Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Aboa Mare und CTRL Reality veranschaulicht das Potenzial der Virtual-Reality-Technologie, Schulungsmethoden in verschiedenen Branchen neuzugestalten.

Fazit und Ausblick

Zusammenfassend zeigt die von CTRL Reality für die physischen Simulatorenbrücken von Aboa Mare entwickelte virtuelle Realitätserweiterung einen wegweisenden Ansatz im maritimen Simulator-Training. Durch nahtlose Integration von virtuellen und physischen Umgebungen können Auszubildende nun eine noch immersivere und realistischere Trainingsumgebung für Notsteuerszenarien erleben. Diese innovative Lösung setzt einen neuen Standard für das Simulator-Training. Sie ebnet den Weg für weitere Fortschritte im Bereich des Virtual-Reality-Trainings in verschiedenen Branchen.

Aboa Mare und CTRL Reality setzen weiterhin Maßstäbe für erstklassige Trainingserlebnisse, welche die Sicherheit und Kompetenz von Seeleuten weltweit gewährleisten.

Weitere Informationen: https://ctrlreality.fi/ und https://aboamare.fi/

Erfahren Sie hier mehr darüber, welches Potenzial immersive Technologien für lebenslanges Lernen bieten.

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