Ausbildung mit VR: Wie das Chemiewerk in die eigenen vier Wände kommt

Verantwortlicher Redakteur:in: Rainer Trummer 4 min Lesedauer

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Currenta, Betreiber des Chemparks, prüft, inwiefern sich VR-Brillen gewinnbringend für die Ausbildung der Chemikanten einsetzen lassen.

(Quelle: Currenta GmbH & Co. OHG)
  • Currenta betreibt den Chempark mit Standorten in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen, eines der größten Chemie-Areale in Europa.

  • Seit Jahren setzt das Unternehmen in seinen Bildungsangeboten für die 2'400 Auszubildenden aus dem Chempark auf Möglichkeiten der Digitalisierung.

  • Ein Projektteam testet jetzt mit Partnern den Einsatz von Virtual-Reality-Brillen für die Ausbildung der Chemikanten.

An einer Chemieanlage stehen und dabei lernen, einen Rührbehälter zu befüllen, zu beheizen und zu entleeren – und das in den eigenen vier Wänden: Was nach Science-Fiction klingt, macht Virtual Reality (VR) möglich. Gerüstet mit Brillen mit integrierten Bildschirmen und Joysticks in den Händen können Auszubildende das reale Arbeitsumfeld in einem Chemiewerk kennenlernen und ortsunabhängig an einer großen Anlage üben. Soweit die Idee. Um das Lernpotenzial dieser modernen Technologie zu testen, führt Currenta derzeit Feldversuche mit den Projektpartnern Cornelsen eCademy und dem VR-Programmierer Weltenmacher an aktuellen Auszubildenden durch. In gemeinsamer Zusammenarbeit wurden die Inhalte der Testphase fast ein Jahr lang erarbeitet und zur Anwendungsreife gebracht. Am Ende des Probedurchlaufs wird geprüft, ob und wie sich die VR-Brillen gewinnbringend in den Ausbildungsalltag integrieren lassen. Nicht nur bei der Chemikanten-Ausbildung, sondern auch bei weiteren Lehrberufen aus dem Chempark und über die Werksgrenzen hinaus.

Blended Learning in der Ausbildung schon lange erprobt

Mit zukunftsweisenden Technologien kennt sich Currenta aus. Bereits 2016 hat der Chempark-Manager und -Betreiber mit seinem Projekt „Bildung 2020“ systematisch damit begonnen, nach Möglichkeiten der Digitalisierung zu suchen. Dabei steht im Mittelpunkt, dass alle Beteiligten, allen voran die Auszubildenden, davon profitieren. „Wir haben uns schon vor vier Jahren die Frage gestellt, wie wir uns weiterentwickeln können, um für die Anforderungen des digitalen Zeitalters gerüstet zu sein“, erklärt Dr. Nora Bujdoso, die sich bei der Currenta-Bildung um Bildungsprojekte kümmert. Früh wurde ein Schwerpunkt auf Blended Learning gesetzt, einer Verzahnung digitaler und analoger Lernformate, um die Auszubildenden für den späteren Berufsalltag bestmöglich vorzubereiten. „Blended“ deswegen, weil Theorie allein für viele Ausbildungsberufe nicht reicht. „Wer sich für eine Ausbildung entscheidet, entscheidet sich ja – zumindest in den naturwissenschaftlich-technischen Berufen – sehr bewusst für die Praxis“, weiß Ausbilder für Metallberufe Tim Leppkes „Eine Feile richtig zu halten und über das Werkstück zu führen, muss man üben. Es reicht nicht, sich damit theoretisch auseinanderzusetzen.“

Erste Tools erfolgreich im Einsatz

Eine der Maßnahmen aus „Bildung 2020“ war die Einführung der sogenannten Bildungscloud: Einer zentralen Online-Kommunikations- und Arbeitsplattform, die den klassischen Unterricht im Klassenzimmer virtuell ergänzt oder zum Teil ersetzt. Hier stellen Ausbilder Lerninhalte bereit, verteilen Aufgaben an die Auszubildenden und tauschen sich mit ihnen in Video- oder Audio-Konferenzen aus. Gerade in Corona-Zeiten hat sich das Tool voll bewährt, da sich der Unterricht für einen bestimmten Zeitraum digital und ohne Anwesenheit weiterführen ließ. Unter ‚Digitalkompetenz‘ versteht die Currenta-Bildung aber mehr als guten Online-Unterricht. Bestes Beispiel dafür ist das vor knapp zwei Jahren in Betrieb genommene ‚MultiPlantCenter 4.0‘: Ausbildungsinhalte der Verfahrens-, Anlagen- oder Labortechnik werden hier in einer Lernumgebung vermittelt, in der sich reale und digitale Elemente in einer Art Blended-Learning-Center gegenseitig ergänzen. Beispielsweise können verschiedene Arbeitsabläufe in einer Anlage am Bildschirm theoretisch gezeigt und direkt an einem realen Nachbau geübt werden. Alles in einem Raum.

Weiterentwicklung immer im Fokus

Für die Chemie-Ausbildung im digitalen Zeitalter gilt: Stillstand gleich Rückstand. Deswegen wird „Bildung 2020“ als „Bildung.next“ fortgeführt. Nicht nur, um keine Trends zu verpassen. Sondern auch, um die Ausbildung durch weitere Digitalisierung zu verbessern. Denn Arbeitsprozesse werden in Zukunft immer weiter digitalisiert, davon ist Uwe Menzen, Leiter der Currenta-Bildung, überzeugt : „Es geht uns auch darum, kommende Lerninhalte einer sich immer schneller digitalisierenden Arbeitswelt – Stichwort ‚Internet of Things‘ – zu antizipieren, um frühzeitig Konzepte für eine bestmögliche Integration in die Ausbildung entwickeln zu können.“ So plant Currenta auch weiterhin, die bereits vorhandenen digitalen Möglichkeiten Schritt für Schritt weiter ausbauen. Und vielleicht wird auch bald aus der Idee, bei der Ausbildung VR-Brillen einzusetzen, nicht nur virtuelle Realität.

Der Currenta-Projektpartner Cornelsen eCademy hat in der Woche vom 26. – 30. Oktober ein Themenspecial „Virtual Reality und E-Learning“ veranstaltet. In diesem Onlinebericht gibt es beispielsweise Einblicke, wie der VR-Test mit den Chempark-Auszubildenden gelaufen ist. In diesem Interview berichtet Sven-Looser-Wray, Leiter der Ausbildung Produktionsberufe bei Currenta, unter anderem, wie die Idee der VR-Brillen in der Ausbildung entstanden ist.

Bild oben: Derzeit in der Testphase: Der Einsatz von Virtual-Reality-Brillen in der Chemikanten-Ausbildung bei Currenta. Bildquelle: Currenta GmbH & Co. OHG

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