Chemnitzer Opernhaus: Virtueller Zwilling sorgt für digitale Bühnenerlebnisse

Verantwortlicher Redakteur:in: Rainer Trummer 4 min Lesedauer

Im Rahmen des Projekts SocialSTAGE-VR entstand ein virtuelles Abbild vom Saal und angrenzenden Bereichen im Chemnitzer Opernhaus.

(Quelle: Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der TU Chemnitz)
  • Das Team des Projekts SocialSTAGE-VR erstellte zu Forschungszwecken ein virtuelles Abbild vom Saal und angrenzenden Bereichen im Chemnitzer Opernhaus.

  • Das Projekt zielt darauf ab, das Bühnen-Shows und TV-Events dank Virtual Reality von zuhause live miterlebt werden können

Bis tief in die Nacht liefen vor einigen Wochen die Arbeiten im Chemnitzer Opernhaus, um einen virtuellen Zwilling des Opernsaales und weiterer Gebäudeteile zu erstellen. Für das Projekt „SocialSTAGE-VR“ der Technischen Universität Chemnitz (Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement sowie Professur Produktionssysteme und -prozesse) soll das dreidimensionale Modell exemplarisch die Grundlage für weitere Forschungsarbeiten bilden, um zukünftig Theateraufführungen in virtuelle Räume zu übertragen und von überall auf der Welt als soziales Ereignis zugänglich zu machen. Dazu forschen und entwickeln in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt neben der TU Chemnitz weitere Forschungseinrichtungen und Unternehmen, wie das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS aus Erlangen, Die Etagen GmbH aus Osnabrück, die YOUSE GmbH aus Berlin, die rooom AG aus Jena sowie die point omega AG aus Heidelberg.

Räumliche und soziale Präsenz für einzigartige Erlebnisse

Im Rahmen von SocialSTAGE-VR sollen mit Virtual-Reality-Brillen künstliche, vom Computer geschaffene Umgebungen entstehen, die Nutzerinnen und Nutzern als echt wahrnehmen. Mittels Avataren, also ebenfalls vom Computer erzeugten Abbildern realer Personen, lassen sich diese Erlebnisse zusammen mit örtlich entfernten Personen teilen. Damit dies gelingt, sind möglichst realistische 3D-Modelle der Umgebung eines Events notwendig. Als Testumgebung hat man dazu unter anderem der Saal des Chemnitzer Opernhauses virtualisiert. Die Arbeiten betrafen vor allem den gesamten Zuschauerraum. Denn die Bühne will man später als Live-Aufnahme in das Gesamtszenario integrieren.

Chemnitzer Opernhaus: 3D-Erfassung des Saals

Die Arbeiten mussten in einem Zeitraum stattfinden, in dem das Theater mehrere Tage am Stück für die Virtualisierung zur Verfügung stand. Denn es kamen verschiedene Technologien zum Einsatz, die in ihrem Aufwand und Ergebnis verglichen werden sollten. Somit sollen später Hürden abgebaut werden, den Ansatz breitenwirksam zu kommerzialisieren. Der Projektpartner Die Etagen GmbH hat dafür Verfahren der Photogrammetrie eingesetzt. Dabei entsteht aus einer Vielzahl von Fotoaufnahmen, auch mittels einer Drohne aufgenommen, teilautomatisiert ein 3D-Modell teilautomatisiert. Unterstützung bekam das Projektteam von der Universität Osnabrück, die zusätzlich Aufnahmen mit einem terrestrischen Laserscanner sowie einem mobilem LiDAR-System durchführte.

Künftige Probandenstudien untersuchen Einflussfaktoren des Erlebnisses

Um im Sinne des Aufwand-Nutzen-Vergleichs eine möglichst optimale Vorgehensweise zu bestimmen, sind nicht nur rein technische Kriterien relevant. Vielmehr ist das VR-Erlebnis aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer entscheidend. So ist es nicht zwingend notwendig, jedes Detail aus jeder Perspektive realistisch nachzubilden. Zudem wird das Gesamterlebnis nicht nur vom Realismus der Umgebung abhängen, sondern wird maßgeblich vom Bühneninhalt und von der sozialen Komponente eines gemeinschaftlichen Erlebens mit anderen Personen geprägt. Um dieses Zusammenspiel zu untersuchen und Einflussfaktoren für optimale Erlebnisse zu identifizieren, führt die Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der TU Chemnitz, die den Forschungsverbund koordiniert, verschiedene Probandenstudien durch. Zur Vorbereitung sind dazu im nächsten Schritt auch weitere Arbeiten im Chemnitzer Opernhaus geplant. Zum Beispiel sollen im Herbst Probeaufnahmen von neuen Bühnenstücken entstehen, die in das erstellte virtuelle Modell zu Studienzwecken übertragen werden.

Zum Hintergrund: Projekt „SocialSTAGE-VR“

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „SocialSTAGE-VR“ wird seit September 2021 für drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Neben Theateraufführungen hat das Projekt auch andere Live-Entertainment-Formate im Bereich von Bühnenaufführungen und TV-Formaten im Blick. Die Kooperation mit den Theatern Chemnitz dient in erster Linie zur Erprobung von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, die nach der Projektlaufzeit Grundlage für kommerzialisierbare Anwendungen bieten sollen. Um dies zu unterstützen, werden im Rahmen eines nutzungszentrierten Entwicklungsprozesses weitere assoziierte Partner und Partnerinnen wie das ZDF und die Berliner Popgruppe MIA im Projekt eingebunden. Zudem besteht ein enger Austausch mit Akteurinnen und Akteuren der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Interessierte aus Kultur und Medien können sich gern beim Verbund melden und eine assoziierte Partnerschaft eingehen. So sind während der Projektlaufzeit regelmäßige Informationsveranstaltungen geplant, bei denen Projektergebnisse vorgestellt und mit der Kultur- und Medienbranche diskutiert werden sollen.

Möglichkeit für studentische Arbeiten

Das Vorhaben bietet für Studierende zahlreiche Möglichkeiten sich thematisch am Projekt zu beteiligen. So können studentische Projekt- und Abschlussarbeiten sowohl in technischen als auch sozialwissenschaftlichen Themengebieten durchgeführt werden. Dies betrifft vor allem Fragestellungen im Bereich der Entwicklung von Virtual-Reality-Technologien und -Anwendungen sowie der Human-Factor-Forschung. Darüber hinaus werden im Projekt auch Praktikumsplätze vergeben.

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Bild oben: Chemnitzer Opernhaus: Texturiertes 3D-Modell des Chemnitzer Opernsaales mit darunterliegendem Polygonnetz (Mesh). Quelle: Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der TU Chemnitz

Weitere Informationen finden Sie hier.

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